Telegraphon
Telegraphon um 1900 

1900 stellte der Däne Valdemar Poulsen auf der Pariser  Weltausstellung sein "Telegraphon" aus. Es gilt als das erste Gerät für die magnetische Schallwiedergabe! Ein 1mm dicker Stahldraht wird an dem Tonkopf vorbeigeführt. Elektrische Impulse, erzeugt mit Hilfe eines Mikrofons, magnetisieren den Draht in Abhängigkeit von ihrer Intensität unterschiedlich stark. Anschließend wird die erfolgte Magnetisierung über den Tonkopf wieder in elektrische Ströme zurückverwandelt und kann so beliebig oft abgehört werden. Mangels geeigneter Verstärker setzte sich das Verfahren nicht durch.

Poulsen entwickelte danach gemeinsam mit der Berliner Firma Mix&Genest eine neue Maschine, die statt des Drahtes nun mit einem breiten Stahlband arbeitete. War der Tondraht auf einer walzenförmigen Rolle aufgewickelt, benötigte das flache und entsprechend schwere Band passende Spulen mit Flanschen, die bei dem enormen Vorschub von 200cm/s die tödliche Gefahr eines unkontrolliert abfliegenden Stahlbandes in Grenzen halten.

 

Tonband Magnetophon K1
Magnetophon K2 (1936)

Ende der 20er Jahre experimentierte in Dresden Fritz Pfleumer mit Stahl, allerdings in Pulverform. Damit beschichtete Papierbänder erwiesen sich als nicht sehr reißfest, dafür aber um Größenordnungen leichter und preiswerter als Stahlband. Gerissene Bänder können mit einfachem Leim geklebt werden. Ein enormer Vorteil gegenüber dem damals üblichen dicken Tondraht, der fachmännisch gelötet werden muß. Die Stahlbänder gar können nur durch schweißen neu verbunden werden. Dennoch hielten u.a. die traditionsbewußten Briten bis in die frühen 50-er Jahre an ihren tonnenschweren Stahlbandmaschinen bei der BBC fest. Pfleumer baut auch das erste Magnettonbandgerät der Welt, um seine "Lautschriftträger" genannten, 16mm breiten Papierbänder vorführen zu können. Diese Maschine begnügt sich mit nur noch 100cm/s Transportgeschwindigkeit.
 
1935 wird von der Firma AEG das erste "Magnetophon K1" auf der Berliner Funkausstellung präsentiert. Die BASF fertigt nun ein Bandmaterial aus Acetylcellulose, statt Stahlpulver wird Eisenoxyd als Träger der magnetischen Information benutzt: das Tonband ist fertig! Später folgten auch andere Firmen z.B. AGFA. Leider wurden alle 4 ausgestellten Geräte bei einem verheerenden Brand in der Halle 4 vernichtet.
 

Tonband MGZ BG20-2 1957
MGZ BG20-2, 1957

Als 1940 eher zufällig die Hochfrequenz-Vormagnetisierung entdeckt wird, liefert das Tonband eine überragende Qualität, die es für die Rundfunkanstalten als Speichermedium Nr.1 in den Mittelpunkt rückt. Die RRG hatte sich bereits 1938 von der monströsen und überaus kostenintensiven Stahlbandtechnik verabschiedet; eine sehr kluge, weitsichtige Entscheidung denn nur 5 Jahre danach, 1943 beginnt bei der RRG das Zeitalter der Stereofonie mit dem Magnetband. 

Ab den 1950er Jahren beginnt eine neue Gerätegattung die Haushalte zu erobern: das Heimtonbandgerät. Die ersten Gerätegenerationen waren unhandlich, schwer, verglichen mit der Platte kompliziert zu bedienen und teuer. 600...700 DM musste man um 1954 in Westdeutschland für ein gutes Gerät hinlegen, Bausätze waren preiswerter zu bekommen. Damals verdiente ein Rundfunkmechaniker etwa 1,40 DM/Stunde. In Ostdeutschlands sah es nicht besser aus; bis Ende 1955 gab es lediglich ein einziges industriell gefertigtes Koffer-Magnetbandgerät, was auch für Hobbyzwecke als gut brauchbar galt. Mit rund 750 DM(Ost) darf es nicht eben als preiswert bezeichnet werden denn die Löhne lagen dazumal schon unter Westniveau. Ein zweites Industriegerät ist ausschließlich als Einbauchassis für Tonmöbel bzw. als massive Schatulle zum Preis von rund 850 DM(Ost) feilgeboten worden. Ein weiteres, einfaches, relativ preiswertes Heimtonbandgerät aus industrieller Serienfertigung ergänzte ab 1956 die Produktpalette. Erst zum Jahresende 1956 gelingt es der staatlichen Geräteindustrie, den ersten vollwertigen aber unausgereiften Heimbandgerätekoffer dem DDR-Bürger anzubieten. Etwa 1.100 DM(Ost) muß ein Tonbandenthusiast dafür auf den Ladentisch legen. Für größere Geldbörsen gab es freilich auch hierzulanden längst hochwertige Tonbandgeräte und Bandmaschinen, gefertigt von vielen privaten Handwerksbetrieben. Studiomaschinen sind auch von einigen privaten Firmen in hervorragender Qualität produziert worden. Für Amateure völlig unbezahlbar, zudem eher unbrauchbar.
 

Tonband 	Grundig TK220
Grundig TK220 1970

Erst die Erfindung der Compact-Cassette (MC) durch Philips bringt nach 1964 eine zunehmende Verdrängung der klassischen Heimtonbandgeräte in den Haushalten. Zunächst als Billiggeräte konzipiert, mausern sich die Kassetten-Recorder bald zu wohnzimmertauglichen Apparaten mit beachtlichen Klangeigenschaften. Diese stehen letztendes qualitativ einem sehr guten Spulenbandgerät in nichts nach! Dabei sind sie einfacher zu bedienen, die Kassetten kleiner, leichter als adäquate Spulenbänder. Einzig die erzielbare Spielzeit und die praktisch nicht vorhandene Cuttermöglichkeit sind ausschlaggebend dafür, daß Tonamateure beharrlich an Senkelmaschinen festhalten. 

Neben der CC hatte in Westeuropa die von William Lear ebenfalls 1964 erfundene Achtspurkassette eine gewisse Verbreitung erlangt. Verglichen mit der CC sollte sich das aber im einstelligen Prozentbereich bewegen. Anders als die CC arbeitet dieses System mit einem endlosen Viertelzollband (6,25mm) auf einer einzigen Spule; prinzipiell wie bei der Tefifonkassette, was einen Einrichtungsbetrieb bedingt. Eigenaufnahmen sind damit praktisch nicht möglich, dem klassischen Heimtonbandgerät ist dieses System kein Konkurrent.

1975 ist die Geburtsstunde eines revolutionären Systems bei der Magnetbandaufzeichnung: "Telcom c-4". Entwickelt hat dieses nahezu perfekte Rauschunterdrückungssystem die Firma ANT, seinerzeit eine Tochter der Telefunken. Zwar hat es schon früher immer wieder Versuche gegeben, das in den Modulationspausen stets +/- stark vernehmbare Restrauschen zu eliminieren - stellvertretend sei der wohl bekannteste Name "Dolby" genannt - das beste Ergebnis, die nahezu völlige Rauschfreiheit, bleibt dem Vernehmen nach dem Telcom-System im professionellen Bereich vorbehalten. Im Heimsektor hat sich dagegen Dolby bei den höherwertigen Geräten etabliert.

Der 1979 von Sony kreierte Walkman eröffnete neue Anwendungsmöglichkeiten. Ein weiterer Sprung war die Digitalisierung der Aufzeichnung. DAT begann ab Mitte der 1980er Jahre Fuß zu fassen, wobei mehrere Systeme miteinander konkurrierten Diese Technik existiert noch heute, allerdings eher als Randerscheinung.
Spulentonbandgeräte und Bandmaschinen sind in unseren Tagen etwas für Liebhaber und Technikbegeisterte und werden das auch noch lange bleiben. Es soll aber nicht verschwiegen werden, daß zunehmend auch professionelle Tonstudios die Vorzüge von Bandmaschinen neu erkennen. Man darf gespannt sein, wohin die Entwicklung hier noch geht.

Hier noch ein paar Geräte:

Tonband 1961
1961

Tonband 1966
1966

Tonband 1972
1972

Tonband 1980
1980

 

<< zurück zur letzten Seite <<

<< zurück zur Startseite <<



Ralf Rankers & IG-FTF
© 2002 2r-design, 2011 IG-FTF